DISH: Eine erbliche Erkrankung der Wirbelsäule beim Australian Cattle Dog
Dieser Artikel soll der Information von Züchtern der Rasse Australian Cattle Dog dienen und auf eine gravierende Problematik der Wirbelsäule mit hoher Erblichkeit aufmerksam machen.
Der Name der Erkrankung ist DISH (diffuse idiopathische Skelett-Hyperostose), was übersetzt etwa bedeutet unklare Vermehrung der Knochensubstanz ohne bekannte Ursache.
Leider ist DISH bei Cattle Dogs ein weit verbreitetes und bisher oft unerkanntes und unterschätztes Problem. DISH wird häufig mit verschleißbedingter Spondylose (SD) verwechselt im Folgenden werden die Unterschiede erklärt.
An der Universität Bern läuft derzeit ein Forschungsprojekt mit dem Ziel, einen Gentest für DISH zu entwickeln. Prof. Tosso Leeb sammelte Blut-Proben von betroffenen Hunden und ihren Verwandten. Die Röntgenbilder wurden von PD Dr. med. vet. F. Steffen, ECVN gesichtet und eingeteilt.
Die Mitarbeiter der Genetik-Abteilung der Universität Bern arbeiten an 119 Blutproben, die anhand der Röntgenbilder in 4 Kategorien eingeteilt sind:
· 74 zweifelsfrei DISH-frei
· 25 zweifelsfrei DISH-betroffen
· 11 DISH zweifelhafte junge Hunde (7)
· 9 DISH zweifelhafte alte Hund (7+)
Zweifelhaft heisst in diesem Zusammenhang: entweder ist nur ein einzelnes DISH-Segment vorhanden, oder auf der Röntgenaufnahme ist die Form nicht ganz eindeutig von SD (Spondylosis deformans) zu unterscheiden.
Leider zeigte es sich, dass mit 15 Monaten meistens keine DISH-Anzeichen zu sehen sind.
Die frühsten Anzeichen erkennt man im Röntgenbild vermutlich erst ab 24 Monaten und später!
Hier ist der Verlauf eines DISH-betroffenen Hundes zu sehen:
Vererbungsmuster
DISH wurde in verschiedenen - nicht verwandten - Linien teilweise bis zu 4 Generationen nachgewiesen. In jedem Fall war mindestens ein Elternteil DISH-betroffen.
Im besten Fall würde dies für einen dominanten Erbgang sprechen.
Ein dominanter Erbgang bedeutet: Hunde, die auf dem DISH-Genort ein (heterozygot für DISH) oder zwei (homozygot für DISH) Defektallele besitzen, erkranken an DISH. Nur Hunde mit zwei normalen gesunden Allelen auf diesem Genort sind frei von DISH.
Wir hoffen, dass es kein polygenetisches oder rezessives Vererbungsmuster (wie PRA) ist, aber es lässt sich im Moment nicht zu 100% ausschliessen.
In Würfen aus DISH-freien (älteren) Zuchthunden, gab es bisher keine DISH-betroffenen Welpen.
Es ist durchaus möglich, dass es verschiedene DISH-Formen mit einem unterschiedlich frühen Auftreten gibt. Darum wurden DISH-zweifelhafte Hunde in zwei Altersgruppen eingeteilt.
Weiteres Vorgehen / Kosten
Prof. Tosso Leeb und sein Team werden im ersten Schritt eine GWAS (Genomweite Assoziations Studie) durchführen.
Falls Prof. Leeb das Forschungsprojekt erfolgreich abschliesst, veröffentlicht er seine Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift. Die einschlägigen kommerziellen Labore nutzen diese Informationen und werden dann wohl relativ schnell den Gentest anbieten.
Auf unsere Frage wie hoch die Kosten für dieses Projekt sind, lesen Sie bitte die Antwort von Prof. Leeb:
Es ist in der Tat so, dass unsere Forschung viel Geld kostet. Da jedes Projekt anders läuft, ist es schwierig abzuschätzen, wie viel die Entwicklung eines Gentests genau kostet.
Wenn man Vollkosten inklusive Personal und Geräteabschreibungen rechnet, dürften die Kosten sicher im 6-stelligen Bereich pro Gentest liegen.
Ein erfolgreiches Projekt erfordert also auf der einen Seite doch recht erhebliche finanzielle Anstrengungen, die im Wesentlichen aus Steuergeldern finanziert sind und auf der anderen Seite auch die engagierte Mitarbeit von Besitzern und Züchtern, die uns Proben und Daten zur Verfügung stellen müssen. Wenn wir für Proben und Daten auch noch bezahlen müssten, könnten wir wahrscheinlich nicht mehr viel forschen.
Mit diesen Worten möchten wir uns bei allen kooperativen Hundebesitzern und Züchtern bedanken. Ohne Ihr Engagement hätten wir in dieser kurzen Zeit niemals über Hundert Blut-Proben und Röntgenbilder bearbeiten können!
Wir wünschen dem Berner-Team viel Glück und hoffen, dass das DISH-Gen möglichst bald gefunden wird.
Empfohlene zuchthygienische Massnahmen
Bis ein Gentest zur Verfügung steht wird aus wissenschaftlicher und veterinärmedizinischer Sicht dringend empfohlen, vor einer Verpaarung die Wirbelsäule der Zuchthunde zu röntgen, und nur mit zwei DISH-frei geröntgten und mehr als zwei Jahre alten Hunden zu züchten!
Da diese Erkrankung beim ACD bisher gänzlich unbekannt war, könnte auch ein spezialisierter Tierarzt diese Wirbelsäulenveränderung nicht als DISH erkennen, sondern sie als "altersbedingte Spondylose" diagnostizieren.
Wir sind gerne bereit die Röntgenbilder anzuschauen und bei einem nicht eindeutigen Befund den Spezialisten in der Schweiz zu kontaktieren.