Im Buch „A Dog Called Blue" hat mich das umfassende Kapitel über die Farbgenetik fasziniert.

Die Autorin Noreen Clark hat sich bereit erklärt Fragen, die spezifisch den ACD betreffen, zu beantworten:

EHW: Noreen, in ihrem interessanten Buch schreiben Sie, dass der Dalmatiner einer der unwahrscheinlichsten Ahnen unseres Cattle Dogs ist. Können Sie aufgrund der Farb-Gene erklären, warum Sie zu diesem Schluss gekommen sind? Beide Rassen sind weisse Hunde mit aktivem Tüpfelungs-Gen (sw / sp und TT).

NC:
Das rezessive f-Gen kommt nur im Dalmatiner vor. Im ACD nicht. Der ACD ist FF, weil er weisse Haare in pigmentierten Flächen hat! Sollte der Dalmatiner wirklich einmal eingekreuzt worden sein, wäre das f-Gen verloren gegangen.

EHW: Wenn ich die schönen alten Fotos in ihrem Buch anschaue habe ich das Gefühl, früher seien die stark getüpfelten (mottled) und gesprenkelten (speckled) Hunde mehr verbreitet gewesen als heute. Little Logic und sein Sohn Logic Return hingegen sehen so aus, wie wir es uns heute gewohnt sind: Blau.



Little Logic * 1939
hier im Alter von 13 Jahren!
Nipper *1899



NC: Ja, das stimmt. Bis ca. 1930 hat man mit der Beschreibung „Blau" anscheinend Blau gesprenkelt und Blau getüpfelt gemeint. Little Logic und Logic Return waren zwischen 1940 und 1950 die beliebtesten Zuchtrüden, und es sieht so aus als dass sie an der Verbreitung der blauen Farbe (even blue, blue ticked) massgeblich beteiligt waren (wie auch an der Verbreitung der Augenkrankheit PRA, vermutlich waren sie prcd-PRA Träger). Das heisst, als Folge der zwei meist eingesetzten Zuchtrüden hat die Rasse viel „speckle und mottle" verloren.


EHW: In Kaleskis erstem Standard von 1903 waren nur blaue Hunde erwähnt. Warum?

NC:
Vermutlich weil Kaleski blaue Hunde vorgezogen hatte. Erst einige Jahre nach dem Erscheinen des ersten Standards hatte er erklärt, dass er auch rote ACD akzeptiere – er hatte auch selbst einige Rote gezüchtet – trotzdem beeilte er sich nicht, den Standard zu revidieren. Fellfarben sind in Rasse-Standards so etwas wie identifizierbare Uniformen, vergleichbar mit den farbigen Trikots einer Sportmannschaft. Ein Merkzeichen, das man auf den ersten Blick erkennt. Und Kaleski wollte BLAUE ACD.



EHW: Im Standart werden nur rot gesprenkelte (speckled) ACD erwähnt. Warum keine roten (even ticked) und rot getüpfelten (mottled)?

NC:
Wieder kommt da der persönliche Geschmack ins Spiel, weil es keinen logischen Grund gibt, dass rote ACD rot gesprenkelt (speckled) sein müssen.
Wenn unsere Annahme richtig ist, brauchen wir die getüpfelten Hunde, als Ausgleich zu den roten (even ticked), um die Tüpfelung in der gesamten Rasse zu verstärken. Dies gilt für rote und blaue ACD.
Man erzählte sich, der rote ACD müsse eine auffällige Tüpfelung haben, weil die Dingo-Jäger ihn sonst für einen Dingo halten.
Ich glaube, dass dies eine moderne Dichtung ist. Erfahrene Jäger können den Dingo problemlos vom ACD unterscheiden, weil sich das Jagdverhalten der Dingos stark von dem der domestizierten Hunde unterscheidet
.





EHW: Einige rote ACD haben vereinzelte schwarze Haare (blue overlay, blauer Schimmer) über dem Rücken und der Rute. Warum?
NC:
Blauer Schimmer über die Rückenpartie und manchmal sogar über den ganzen Körper zeigt, dass das betroffene, rote Tier ein Träger für Blau ist (Genotyp ay at). „ay"(rot) ist dominant über „at"(blau), jedoch nicht total.





EHW: Kann man die Ausbreitung von zuviel Rot (creeping tan = kriechende, schleichende Lohfarbe) im blauen Hund erklären?

NC:
Nein, nicht im Detail. Die Ausbreitung von Rot an den Beinen bis zu den Schultern ist sehr unter-schiedlich. Bei einigen Hunden ist das Rot so ausgebreitet, dass es aussieht wie ein „Sattel" (as = Sattel-Gen beim Deutschen Schäferhund. Ein "as" Gen im ACD ist nicht bestätigt). Wiederum sind da Modifikatoren involviert, die nicht erforscht sind.





EHW: Warum haben viele ACD eine teilweise weisse Rute?

NC:
Eine Vermutung!! Dr. Bruce Cattanach, GB (Züchter von natürlich kurzrutigen Boxern) hat die Pigment-Ausbreitung in Mäusen studiert. Er hat herausgefunden, dass sich das Pigment von verschiedenen, symmetrisch angelegten „Quell-Punkten" ausbreitet, am Kopf und auf beiden Seiten des Körpers. Die Rute ist demnach der letzte Ort wo das Pigment hin sollte, sofern es noch davon hat. Es sieht so aus, dass dadurch die Tüpfelung ( Ticking und Spotting) beeinflusst wird.





Schoko-ACDs braune Ledernasen und Creme-Farbige (wenn sie BB sind) eine dunkle Nase?

NC:
Das B-Gen ist manchmal beschrieben als „dominantes Schwarz". Das B erlaubt schwarz. Das b-Gen wird beschrieben als „verbietet/hemmt schwarz". Das Resultat bei reinerbigen „bb" ist ein Hund ohne ein schwarzes Haar und ohne schwarzes Pigment. Ein bb-ACD hat eine Ledernase und braune Haare (kein Schwarz) mit Lohabzeichen.


Das rezessive e-Gen verbirgt den Effekt von anderen Genen. Ein blauer Hund mit „ee" hat creme-farbige Haare anstelle von schwarzen, und die Nase wird kein totales Schwarz sein.



EHW: Schokoladen- und cremefarbige ACD sind nicht akzeptiert im ACD-Standard. Warum kommen diese Farben ab und zu mal vor in reinrassigen Cattle Dogs?

NC:
Während all den Jahren, und sogar während den letzten zwanzig Jahren wurde immer wieder mal Kelpie oder Dingo eingekreuzt . Vermutlich auch Labrador und andere Rassen. Als Resultat ist das b-Gen (Schoko) und das e-Gen (Creme) eingeflossen. Wenn Träger dieser Gene mit anderen Trägern verpaart werden, können Schoko- und Creme-ACD entstehen.





Ein roter Hund mit „ee" hat auch ein sehr helles rötliches Fell (Crème), und die Nase wird kein richtiges Schwarz sein. Die Unterwolle von crème Hunden ist meistens sehr hell, und die Krallen sind normalerweise nicht schwarz (nur ein oder zwei unpigmentierte Nägel sind nicht das Resultat von ee).



EHW: Wir wissen, dass wir in Europa einige Zuchthunde haben, die „Ee" , also Träger von klein „e" sind. Wie sollen wir vorgehen?

NC:
Das gibt es auf der ganzen Welt. Die Farbe Creme ist nicht korrekt laut unserem Standard. Es werden schwarze Nasen verlangt, und weisse oder cremefarbige Unterwolle wird nicht toleriert. Meiner Meinung nach sollten fehlfarbige Hunde nicht ausgestellt werden.

Die amerikanische Firma
VetGen bietet einen Farb-Test (Speichel) für ACD an. Kosten: 85$.
ACD die ausser der Farbe andere gute Qualitäten haben, sollten nur mit "farbgetesteten" Hunden verpaart werden. Eine Verpaarung von ee x EE ergibt Ee Welpen.
Diese e-Träger sollten wiederum mit getesteten EE Hunden gekreuzt werden, und so weiter. Exakt nach dem gleichen Prinzip wie das „Wegzüchten" von prcd-PRA.


Vielen Dank Noreen Clark für die ausführlichen Erklärungen.

Ein Besuch auf Noreens informativer Webseite www.adcb.au.com lohnt sich immer.

Eva Holderegger Walser, Publikation im ACD-Brief ACDCD März 2005



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© Eva Holderegger Walser